Aktuelle Inhalte aus dem Organisationshandbuch

6.3.2 Ursache-Wirkungs-Diagramm

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Methoden und Techniken

(Fischgrätendiagramm, Ishikawa-Diagramm, Fehlerbaum-Diagramm)

Das Ursache-Wirkungs-Diagramm stellt die Visualisierung eines Problemlösungsprozesses dar, bei dem analytisch nach den Ursachen eines Problems gesucht wird, indem Hauptursachen solange zerlegt werden, bis die Wurzel des Problems ereicht ist.

Textgrafik: Beispiel Ursache-Wirkungs-Diagramm Textgrafik: Beispiel Ursache-Wirkungs-Diagramm (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Beispiel Ursache-Wirkungs-Diagramm

6.3.2.1 Einsatzbereiche

Das Ursache-Wirkungs-Diagramm kann einen wertvollen Beitrag während der Ist-Analyse leisten. Es kann zur

  • systematischen und ausführlichen Ermittlung von Problemursachen, sowie zur Analyse von Prozessen dienen.

Im Fall der Verwendung zur Prozessanalyse steht an der Spitze des Hauptpfeils statt des Problems das Ergebnis des Prozesses, während die einzelnen "Fischgräten" oder "Äste" die Aktivitäten hierarchisch geordnet darstellen. Die Methode kann allein oder als Gruppenarbeit durchgeführt werden, wobei die Vorteile gruppendynamischer Prozesse auch hier genutzt werden sollten. Der Einsatz im Rahmen von Organisationsuntersuchungen findet oftmals als Gruppenarbeit in Workshops statt. Durch das Hinzuziehen von Dritten wird eine vielseitige Betrachtung ermöglicht.

6.3.2.2 Verfahrensbeschreibung

Die Erstellung eines Ursache-Wirkungs-Diagramms findet in fünf aufeinander folgenden Schritten statt [1]:

1. Problemformulierung

Ausgangspunkt ist ein horizontaler Pfeil nach rechts, an dessen Spitze das möglichst treffend formulierte Problem steht, beispielsweise: hohe Durchlaufzeiten. Vom Hauptstrang gehen schräg ab die Pfeile der Haupteinflussgrößen, die zu einer bestimmten Wirkung führen.

2. Festlegung der Haupteinflussgrößen

Ursprünglich wurden die Haupteinflussgrößen wie Material, Maschine (technische Hilfsmittel), Methode, Mensch betrachtet. Diese wurden im Laufe der Zeit um Management und sonstige, notwendige Einflussgrößen wie Prozesse, Umfeld ergänzt.

Über die Inhalte der Ursachenklassen (Hauptursache, Nebenursache) muss in der Arbeitsgruppe Konsens herrschen.

3. Sammeln möglicher Ursachen

Unter Verwendung von Kreativitätstechniken werden potentielle Problemursachen gesammelt.

4. Bewertung und Einordnung

Die gesammelten Ursachen werden nun den festgelegten Haupteinflussgrößen zugeordnet. Ursachen, welche im ersten Moment nicht zugeordnet werden können, sind entweder weiter zu zerlegen oder es ist eine weitere Haupteinflussgröße zu bilden.

In Form von kleineren Pfeilen (Nebenästen) werden die Ursachen auf der Linie der jeweiligen Haupteinflussgrößen dargestellt. Liegen diesen Ursachen wiederum weitere Ursachen zugrunde, so kann weiter verzweigt werden. In der Regel muss eine Ursache mehrmals hinterfragt werden, um an die Wurzel des Problems zu stoßen.

Anschließend ist zu prüfen, ob tatsächlich alle möglichen Ursachen eines Problems gefunden wurden. Die Visualisierung unterstützt dabei die Suche.

5. Auswertung

Die gefundenen potentiellen Problemursachen werden bezüglich ihrer Bedeutung und Einflussnahme auf das Problem gewichtet. Mittels weiterer Analysemethoden können die Problemursachen priorisiert und klassifiziert werden (ABC-Analyse, Prioritätenanalyse), um Handlungsoptionen und Vorgehensweisen abzuleiten.

6.3.2.3 Bewertung

Vorteile:

  • Das Ursache-Wirkungsdiagramm eignet sich gut für die Arbeit in Gruppen.
  • Der Aufwand zur Durchführung ist relativ gering, die Methode ist leicht zu erlernen.
  • Die Methode trägt zum besseren Verständnis von Ursachen und deren Wirkung bei.

Nachteile:

  • Das Diagramm kann bei komplexen Problemen durch zu tiefe Verästelung unübersichtlich werden.
  • Eine Darstellung von Vernetzung oder Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Ursachen ist nicht möglich.
  • Zeitliche Abhängigkeiten finden keine Berücksichtigung.

Fußnote

[1] Vgl. (2005)